Yoga ist kein (Wettkampf-) Sport

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Gomukhasana

 

Yoga. Nur vier Buchstaben haben meine Welt nachhaltig verändert. Auch in dieser Sekunde. Sie drücken einen Triggerpunkt und Worte für zahlreiche tolle Geschichten schwirren in meinem Kopf herum.

Yoga begleitet mich bereits seit 15 Jahren. Mit siebzehn hat mich meine Mutter in meinen ersten Yoga-Kurs mitgenommen. Damals war „der Sport“ am Land, beziehungsweise in meiner Generation, wenig bis gar nicht bekannt. Ein dürres Männlein namens Jens, gekleidet in weißen Pyjamas, seltsame Worte von sich gebend (Sanskrit), setzte strenge Maßstäbe. Ich war eingeschüchtert. Wir mussten absolute Stille einhalten, uns auf unseren Atem konzentrieren, unsere Gedanken ziehen lassen.

Was redet der da, dachte mein 17-jähriges Ich. Die Sonne wurde gegrüßt noch und nöcher. Wir starrten auf Kerzen. Danach bekamen alle eine Art Gießkanne und versammelten sich im öffentlichen WC der Sporteinrichtung um salziges Wasser durch ihre Nasen laufen zu lassen. Hilfe! Zwei Reinigungstechniken aus dem Hatha Yoga namens Trataka und Neti, wie ich später lernte. Nun macht er auch noch einen Kopfstand. Was soll das werden, muss ich das nachmachen? Meine Lieblingsposition war der Löwe, Zunge raus und Augen nach oben rollen, bäääh! Hier wurde immer gelacht. Leise.

Der Grundstein zu meiner Seelenhygiene, meiner Stress-Bekämpfung, zu einem besseren Körperbewusstsein wurde gelegt. Mit Hatha-Yoga wurde ich unwissentlich jenem Yoga-Stil bekannt gemacht, der Meditation, Gesang, Entspannung und Körperübungen vereint. Dieser Stil ist mir bis heute der liebste.

In der Großstadt kamen dann die durchtrainierten Spargeltarzane und Gurkentanten in die Yogastudios. Hatha, Vinyasa, Iyengar, Asthanga, Sivananda, Bikram, Mysore. Was ist das alles und warum verbiegen sich die Menschen wie im chinesischen Nationalzirkus? Während sich meine schlanke Matten-Nachbarin räkelt wie fürs Cover der „Women’sHealth“, fühle ich mich unbeweglich wie nie. Mit meiner Jogginghose und T-Shirt fühlte ich mich in der Gruppe als trüge ich diesmal die Pyjamas.

Yogafestivals, Yogaretreats, Yogamania! Das ist nicht das Yoga, in das ich hineingewachsen bin, ein Hype geht um die Welt und die Interpretationen werden immer freier. Bier-Yoga, Lach-Yoga, Wein-Yoga. Mir fehlen die Meditationen, die Entspannungsgeschichten, die Philosophie hinter den Bewegungen, die bewussten Atemzüge analog zu den Asanas. Erst als ich nun beschließe, selbst eine Yogalehrerausbildung zu machen, um diese besondere Welt noch besser zu verstehen, öffnet sich für mich das Universum hinter den vier Buchstaben.

 
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“Energy flows, where attention goes.”