Auf einen Café mit John Strelecky
Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Drei Sätze und ich bin all-in. Die Stimme von Markus Pfeiffer trägt es mir als Hörbuch vor, während ich im ersten Lockdown auf der Couch im Wiener Wohnzimmer meine Lauscher aufstelle.
Warum bin ich hier? Führe ich ein erfülltes Leben? “Tue was immer du willst, solange es dem Zweck deiner Existenz (ZDE) dient, du hast die Wahl.” Ich schnaufe durch, zücke Stift und Papier. Das muss ich sofort aufschreiben, das haut rein. Der Mann hat mich gefesselt, also buchstäblich. “Wir Menschen haben uns durch bisherige Erfahrungen eingeschränkt, Einschränkungen, die wir uns in weiterer Folge selbst auferlegen.“ dabei könnte es doch so einfach sein, erklärt Strelecky während er im Café am Rande der Welt strandet und in Anwesenheit der Kellnerin übers Leben sinniert. Den Dingen, die wir gerne tun, jeden Tag mehr Raum verschaffen, neues ausprobieren und den Horizont erweitern. Floskeln? Es spürt sich an wie ein Mainstream - Rilke, aber ich liebe es.
Wir haben die Wahl, weiterleben wie bisher in der ungeliebten Komfortzone, oder der Bestimmung folgen, wenn man den ZDE gefunden hat. Dann öffnen sich die Tore und Achtung: Glück und Erfüllung stehen davor. Strelecky blickt in meine Seele. Wie zum Guckuck soll ich MEINEN ZDE finden? “Manche finden ihn nie”, sehr ermutigend. “Manche finden ihn und getrauen sich nicht, ihn umzusetzen", Feiglinge denkt mein 2020-Ich. Verstehe wie schwer das ist, weiß mein ungeduldiges 2021-Ich.
Aber ist es wirklich so schwer, wenn man mal so weit gekommen ist und gesegnet sich darauf einzulassen? “Helfen kann einem dabei keiner”, toller Ratgeber. Hinein-spüren, Zeit alleine verbringen, immer mehr Minuten und Stunden das tun, was man wirklich liebt, spannende Unterhaltungen führen, andere Kulturen kennenlernen, klarer sehen lernen, vom äußeren Lärm wegkommen. Ja das geht halt nicht wie ein Antibiotika-Einwurf, da muss man echt ran an den Speck. Zunahme garantiert. Zunahme an Lebenszufriedenheit und Ich-Selbst-Sein (2021-Ich in seiner Mitte). Situationen schaffen, sich selber Raum geben, dem Prozess vertrauen, Reaktionen beobachten. “Das ganze Leben ist eine tolle Geschichte, die Menschen sind ihre eigenen Autoren und können es so schreiben, wie sie möchten.” Halleluja, absolut!
Im Kapitel 6 zeigt uns die Meeresschildkröte wo's lang geht. Mit den Wellen, die Richtung Ozean rollen, paddelt sie richtig los und nutzt den Antrieb um voranzukommen. Diese zurück strömenden Wellen sind Menschen, Aktivitäten und Dinge in unserem Leben, die dabei helfen den ZDE zu erfüllen und mehr Zeit und Energie einströmen lassen. Bei den hereinrollenden Wellen, lässt sie sich treiben und bewegt sich nur so viel wie nötig. Im Leben sind das Menschen und Dinge, die Aufmerksamkeit, Zeit und Geld abziehen, aber dem ZDE nicht zuträglich sind. Mit welchen Wellen verbringen wir also den Großteil des unseres Tages? Paddelst du schon bewusst?