Achtsames Weihnachtsfest
Feste soll man feiern, wie sie (ge)fallen. Ver-fallen wir diesmal also nicht in den hausgemachten Stress, der sich mit den zu öffnenden Türchen des Adventkalenders potenziert. Schreiben wir den Ablauf des Heiligen Abends samt Gefolge: Christtag und Stefanitag vom - “wir wollen es allen recht machen" - Modus um. Geben wir das Drehbuch heraus, für eine wertschätzende Begebenheit mit Liebe zum Detail. Vermeiden wir Zwistigkeiten wie im altbekannten TV Ereignis “Singlebells”, wo die Gemüter und der Baum um die Wette brennen.
Es dient sich an der Morgen des 24. Dezember. Draußen schneit es friedlich und die Welt ist in einen weißen Mantel gehüllt. Das behutsame Rieseln des Schnees wird sich abends mit dem Gesang der Weihnachtslieder zu einem Gesamtkunstwerk vereinen. Es ist nicht wichtig, ob alle Töne getroffen werden. Es ist wichtig, dass wir uns an den Händen halten und den Moment erleben, wo wir einmal im Jahr gemeinsam die Stimmen erheben und Dankbarkeit vertonen. Der Vormittag vergeht wie im Flug und wir holen die Schachteln mit dem Christbaum-Schmuck hervor. Obwohl es immer dieselben Figuren sind, erfreuen wir uns besonders an der Einzigartigkeit jeder einzelnen. Den Engel hat Mamas Tante gehäkelt. Diese Kugel hat Oma aus bunten Bändern gesteckt. Jene hat Mama mit Glasmalfarben bemalen. Die Kirche aus Tiffany wurde von einem Freund gelötet. Der Porzellanengel stammt von Papas Tante. Die kleine Holzkrippe haben wir von einem Kunsthandwerksmarkt in Wien, den bunten Engel aus Paris, die Sternschnuppe aus Berlin. Eine Reise durch Zeit und Raum. Reihum werden sie an den duftenden Ästen platziert. Diesmal haben wir den Baum beim Christbaum-Bauern ausgesucht und selbst umgesägt. Nachhaltiger könnte dessen Abstammung gar nicht sein.
Der Nachmittag gebührt dem Drapieren von Keksen auf dem Sternen-Teller und dem Kochen von Tee mit Zimt und Orangen. Dieser Duft setzt sich in meinem Kopf fest und lässt mich euch unvermittelt anlächeln. Ihr lächelt zufrieden zurück. Freudig bereiten wir sodann gemeinsam das Raclette-Dinner vor. Wir lieben dieses interaktive Essen, wo jeder, jedem etwas über den Tisch reicht und ständig etwas passiert. Der Käseduft wabert durch die Küche und wir schmücken den Tisch, tauschen Jogginghose mit Festtageskleidung.
Und weil wir nicht noch mehr Dinge brauchen, die wir schon haben, schenken wir uns heuer das Bedeutendste, das es gibt: Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Statt Kosmetik oder Sportartikeln gibt es liebevolle Worte. Was hast du dieses Jahr besonders toll gemacht, wieso liebe ich dich so sehr und was macht dich und deine Persönlichkeit aus. Wofür bin ich dir heuer dankbar. Wieso bin ich an diesem Abend so gerne mit dir beisammen, liebe Mama, lieber Papa, liebe/r Partner/in, liebe Großeltern … und mit wem auch immer du heute gemeinsam um den geschmückten Baum sitzt, mit Freude und absoluter Präsenz. Frohes, achtsames Weihnachten!